AUSBILDUNGS- UND STUDIENHAUS

Unter Pickels Leitung wurde in den folgenden Jahren auch das Düsseldorfer Kloster weiter ausgebaut, diente es doch seit 1888 erneut als Noviziatshaus. Im September 1894 wurde auch das Ordensstudium, das während des Kulturkampfs im niederländischen Venlo untergekommen war, wieder nach Düsseldorf verlegt. Hatten in der Anfangszeit vorwiegend italienische Mitbrüder in Düsseldorf unterrichtet, die des Deutschen nicht mächtig waren – die Vorlesungen wurden damals ja in lateinischer Sprache gehalten! – und die in Düsseldorf deswegen nie wirklich heimisch geworden waren, wurde nun ein kleines Kollegium deutscher Ordensdozenten gebildet, die Vorlesungen in Philosophie und Theologie hielten, um die Studenten des Ordens auf die Priesterweihe vorzubereiten. Am 13. Dezember 1897 erfolgte die Erhebung des Düsseldorfer Studienhauses zum studium generale, d. h. zum vollberechtigten Generalstudium innerhalb des Ordens. Erster Studienregens wurde der in Düsseldorf geborene Pater Joseph Keller OP (1852 – 1935).

Wie ein 1908 gedruckter Bibliothekskatalog anschaulich belegt, wurde nach und nach eine umfangreiche Konventsbibliothek für die in Düsseldorf wissenschaftlich wie pastoral tätigen Mitbrüder aufgebaut. Sie umfaßt heute rund 50.000 Bände. Ende des 19. Jahrhunderts richtete Pater Paulus von Loë OP (1866 – 1919) im Düsseldorfer Kloster zudem die sogenannte Thomas-Bibliothek ein, eine wertvolle Sammlung mittelalterlicher Handschriften und Frühdrucke, die 1934 zusammen mit der Verlegung des Generalstudiums nach Walberberg bei Brühl überführt wurde und sich seit 2007 in der Dom- und Diözesanbibliothek Köln befindet. Als Ordenshistoriker rief von Loë auch die erste wissenschaftliche Reihe der 1895 wiedergegründeten Dominikanerprovinz Teutonia ins Leben, die „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland“, die seit 1992 im Berliner Akademie-Verlag erscheinen.

Da die Düsseldorfer Räumlichkeiten jedoch bald nicht mehr ausreichten, um alle Ordensstudenten unterzubringen, und sie anscheinend auch nicht mehr den zeitgenössischen Vorstellungen eines von der Außenwelt möglichst abgeschiedenen Studienbetriebs entsprachen, wurde seit 1913 nach alternativen Orten für das Generalstudium gesucht; doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte zunächst die Ausführung. 1924 erwarb die deutsche Ordensprovinz die Rheindorfer Burg in Walberberg bei Brühl. Sie wurde in den folgenden Jahren weiter ausgebaut, so dass 1926 zunächst die Studenten der drei unteren Jahrgänge, die sich dem philosophischen Studium widmeten, und im November 1934 schließlich auch die vier theologischen Jahrgänge von Düsseldorf nach Walberberg umziehen konnten. Nachdem 1929 bereits das Noviziat nach Warburg verlegt worden war, verlor der Düsseldorfer Konvent damit seinen Status als Ausbildungshaus der deutschen Ordensprovinz. Die frei gewordenen Räumlichkeiten wurden fortan als Exerzitienhaus genutzt bzw. vermietet.