SEELSORGEKONVENT UND PROVINZIALAT

Als Seelsorger genossen die Dominikaner bei der Düsseldorfer Bevölkerung von Anfang an hohes Ansehen. Große Sympathien erwarben sie sich auch, als sie erstmals im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und später auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg ihr Kloster als Lazarett zur Verfügung stellten. Die Kommunität nahm dafür jedesmal erhebliche Einschränkungen auf sich. Weit über das Rheinland hinaus war Pater Heinrich Pflugbeil OP (1844 – 1909) bekannt, der als glühender Marienverehrer die Rosenkranzbruderschaft des Ordens leitete und den „Marienpsalter“, eine spirituelle Zeitschrift der deutschen Dominikanerprovinz, herausgab. Auch er hätte wegen der bedrückenden Atmosphäre, wie sie in den ersten Jahren im Düsseldorfer Kloster herrschte, den Orden beinahe wieder verlassen. In Düsseldorf wurde er besonders wegen seiner ansprechenden Predigten geschätzt. Auch die Predigten von Pater Dominikus Scheer OP (1830 – 1907), der nach dem Kulturkampf zum ersten Oberen des wiederrichteten Düsseldorfer Klosters eingesetzt wurde, waren bei der Bevölkerung sehr beliebt. Scheer war gegen Ende des Kulturkampf heimlich nach Düsseldorf zurückgekehrt und hatte zunächst die Schwestern am Annastift in der Altstadt seelsorglich betreut. Auf einen Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie wirkten Scheers Predigten so überzeugend, dass er später sogar in den Orden eintrat: Pater Lukas (Eduard) Knackfuß OP (1855 – 1945) hat nicht nur mehrere Dominikanerkirchen in Deutschland künstlerisch ausgestaltet, sondern 1932 auch ein Buch mit dem Titel „Mein Weg zur Klosterpforte“ veröffentlicht, das in katholischen Kreisen populär wurde.

Aufgrund der wachsenden Eintrittszahlen konnte 1895 endlich die deutsche Dominikanerprovinz Teutonia wiederrichtet werden. Das Düsseldorfer Kloster wurde zum Sitz des Provinzials bestimmt. Von Düsseldorf aus verrichteten die Provinzoberen also ihre Amtsgeschäfte, bis Pater Laurentius M. Siemer OP (1888 – 1956) 1932 das Provinzialat nach Köln verlegte. Wie die Einträge im Gästebuch dokumentieren, besuchten in dieser Zeit auch höhergestellte Persönlichkeiten, oft Mitglieder der katholischen Zentrumspartei, das Kloster an der Herzogstraße: Am 9. August 1931 war beispielsweise Altreichskanzler Wilhelm Marx bei den Dominikanern zu Gast. Nach der Verlegung des Provinzialats nach Köln und des Generalstudiums nach Walberberg wurde es im Düsseldorfer Kloster zwar erst einmal etwas ruhiger, aber die Dominikaner hatten als Seelsorger weiterhin eine wichtige Bedeutung für die Stadt. Es waren eher die politischen Veränderungen, die das Düsseldorfer Kloster in Schwierigkeiten brachten.