Fr. P. Dr. Richard Kliem OP

 *1929 – †2016

Pater Richard wurde am 19. Februar 1929 als viertes von sechs Kindern des Studienrats Dr. Fritz Kliem und seiner Frau Katharina in Breslau geboren. Wenige Tage später wurde er auf den Namen Wolfgang getauft. Bis zur “Evakuierung” seiner Klasse im Frühjahr 1945 besuchte er die Eichendorff-Oberschule in seiner Heimatstadt. Die letzten Kriegswochen brachten ihn und seine Klassenkameraden in den süddeutschen Raum, wo er in Füssen im Allgäu das Kriegsende erlebte. Die Erfahrungen dieser Tage haben ihn ebenso geprägt wie der frühe Tod seines Vaters am 5. Mai 1945.

In den folgenden Monaten fand die zerstreute und aus Breslau vertriebene Familie in Oldenburg zusammen. Nach dem Abitur 1947 trat Wolfgang in das “Collegium Borromaeum” in Münster ein und studierte an der dortigen Hochschule Philosophie und Theologie. Das Sommersemester 1950 verbrachte er in Freiburg im Breisgau. Danach trat er im Oktober 1950 in Warburg in den Dominikanerorden ein und erhielt den Ordensnamen Richard. Nach der einfachen Profess 1951 setzte er seine Theologiestudien an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Walberberg fort. Am 16. Februar 1955 wurde er dort zum Priester geweiht. 1957 legte er erfolgreich eine Prüfung als freiberuflicher Sprecherzieher ab. 1962 promovierte er in Frankfurt mit einer Arbeit über “Die spätmittelalterliche Frankfurter Rosenkranzbruderschaft als volkstümliche Form der Gebetsverbrüderung”. Im selben Jahr wurde er zum Consultor der Liturgiekommission des Ordens in Rom berufen.

In den folgenden Jahren lehrte er an unserer Ordenshochschule in Walberberg. Viele Brüder verdanken ihm nicht nur wichtige Teile ihrer Ausbildung in Rhetorik und Homiletik, sondern auch Wegweisung hinein in Literatur und Kunst. Vor, während und nach dem Konzil arbeitete P. Richard wesentlich an der Neugestaltung der kirchlichen Liturgie mit. Besonders stolz war er auf seine Mitarbeit am neuen Messlektionar, insbesondere auf die Einführung von “Sprechzeilen”, die seine Erfindung waren. Er wirkte auch an der ersten Ausgabe des Gotteslobs mit. Viel beachtet wurde sein Buch “Lektorendienst” von 1990, das in mehreren Auflagen erschien. Von 1965 – 1970 war Pater Richard zugleich Dozent am Institut für Katechetik und Homiletik in München. Überdies verantwortete er zahlreiche Sendungen im Deutschlandfunk und in anderen Radiosendern sowie im Fernsehen. 1972 wurde er zum Prior in Walberberg gewählt. 1975 wechselte er als Superior nach Bremen.

Pater Richard hat sich über die Grenzen der eigenen Ordensprovinz hinaus weltweit für den Orden engagiert: Nach seiner Tätigkeit als Sekretär des Generalkapitels 1980 in Walberberg wurde er 1984 Direktor des Zentrums “Communicatio socialis” in Santa Sabina in Rom. 1985 – 1986 war er zugleich Vikar des Ordensmeisters. Von 1986 – 1992 war er Seelsorger bei den Dominikanerinnen in Strahlfeld/Oberpfalz und übernahm auch Gottesdienste in der benachbarten Dorfkirche. Ab 1996 engagierte er sich als Socius und Regens in Budapest und Sopron im neuen Generalvikariat des Ordens in Ungarn. Das Fortbestehen des Ordens in Ungarn war ihm bis zuletzt ein wichtiges Anliegen. Nach dem Ende seiner Tätigkeit in Ungarn kehrte er zunächst nach Mainz zurück. 2008 wurde er nach Düsseldorf assigniert. Von hier aus übernahm er weiterhin Gottesdienste bei den Schwestern in Strahlfeld und besuchte die Brüder in Ungarn.

Pater Richard liebte seine Familie und seine Familie liebte ihn. Den 100. Hochzeitstag seiner verstorbenen Eltern beging P. Richard im Kreis seiner großen Familie in Stapelfeld. 2016 konnte er mit Teilen seiner Familie nach Rom reisen.

Wichtig blieb ihm auch der Kontakt mit ehemaligen Mitbrüdern des Ordens. Er pflegte ihn mit einzelnen, kümmerte sich aber auch um die Organisation regelmäßiger Treffen.

Nach einer schweren Herzoperation, von der er sich nur langsam erholte, zog er in das Düsseldorfer St. Annastift ein, wo sich die Michaelitinnen ebenso liebevoll um ihn kümmerten wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses. Wie geschätzt Pater Richard im Annastift war, zeigte sich in seiner baldigen Wahl in den Beirat der Einrichtung und zu dessem Vorsitzenden. Regelmäßig war er im Düsseldorfer Konvent zu Gast, aß mit den Brüdern zu Mittag und nahm am Leben des Konventes regen Anteil. Von einer zweiten Herzoperation erholte er sich leider nicht mehr. In den letzten Tagen vor seinem Tod konnte er sich bewusst von seinen Brüdern, Freunden und der Familie verabschieden.  In den frühen Morgenstunden des 8. Juli 2016 ist er auf der Palliativstation der Düsseldorfer Uniklinik friedlich eingeschlafen.