Fr. P. Dr. Willehad Paul Eckert OP

 *1926 – †2005

Am 21.1.1926 als Sohn einer bekannten Kölner Familie geboren, wurde Paul Gerhard Maria Eckert dort, wo Köln ganz kölsch ist – in St. Severin – getauft. Diese kölnische Herkunft bedeutete ihm zeitlebens viel. Seine Schulzeit wurde durch das nationalsozialistische Regime verdunkelt. In den Erfahrungen der Nazi-Zeit liegen die ersten Wurzeln für sein späteres Engagement für den christlich-jüdischen Dialog. Einschneidend war für den Heranwachsenden der frühe Tod seiner Mutter im Jahre 1941. Nach dem Reifezeugnis 1944 und kurzem Wehrdienst nahm der Abiturient das Studium der Germanistik in Köln auf, musste es jedoch schon bald wegen einer Nierenentzündung und des Umzugs der Familie nach Worms abbrechen. Während der langen Monate im Krankenhaus reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden. In Worms lernte er die Dominikaner näher kennen und entschloss sich zum Eintritt. Am 5.8.1945 wurde er in Walberberg eingekleidet und erhielt den Namen Willehad Maria. Nach dem Noviziat und den üblichen Studien in Walberberg wurde P Willehad zur Promotion nach München geschickt. Diese Jahre waren in mehrerer Hinsicht prägend für seinen weiteren Lebensweg: das Interesse für das Judentum wurde vertieft, u.a. durch Begegnungen mit Martin Buber und Schalom Ben Chorin; die hervorragenden Kunstsammlungen und Theateraufführungen begeisterten ihn nachdrücklich; im CV fand er Freunde, die ihn bis zuletzt begleiteten. 1956 wurde P Willehad zum Dozenten für Philosophiegeschichte an der Ordenshochschule in Walberberg ernannt, was er bis zur Stilllegung der Hochschule 1974 blieb. In diese Zeit fallen eine Reihe von wichtigen Veröffentlichungen. Ab 1961 entfaltete R Willehad seine vielfältigen Aktivitäten von Hl. Kreuz in Köln aus. U.a. war er Mitarbeiter des Thomas-Instituts an der Universität Köln. Später kehrte er noch einmal an die Universität Köln zurück: 1977 wurde er Lehrbeauftragter für Kirchengeschichte; während dieser langjährigen Tätigkeit stellte er ein Bildwerk zur Kirchengeschichte zusammen. Bei R Willehad finden sich drei große Lebensthemen: das Judentum, die Kunst und der Orden.

Seit den fünfziger Jahren trat er für die Versöhnung von Juden und Christen ein. Die Offenlegung und Bekämpfung des christlichen AntiJudaismus waren ihm ein zentrales Anliegen. Zu seinen Schwerpunkten zählten: die Mitarbeit bei der Ausstellung „Monumentajudaica“ in Köln 1963/64, eine Untersuchung über eine antijüdische Legende in Trient, der Einsatz für die Restaurierung der ältesten venetianischen Synagoge, die Herausgabe der Zeitschrift EMUNA, die Mitarbeit beim Freiburger Rundbrief, die Ausübung von Ämtern in Gremien, Arbeitskreisen und Gesellschaften, internationale Kontakte. R Willehad gehörte zu den Mitinitiatoren der Buber-Rosenzweig-Medaille und wurde selbst mit der Josef-Neuberger-Medaille geehrt.

Das zweite Lebensthema: die Kunst. Theaterleidenschaft und Liebe zur Musik waren R Willehad vom Elternhaus her mitgegeben, bildende Kunst und Literatur kamen hinzu. Er erwarb sich darin ein immenses Wissen, knüpfte Kontakte zu zeitgenössischen Künstlern, machte seine Studenten in Walberberg auf Exkursionen mit klassischer und moderner Kunst vertraut, organisierte als Prior in Walberberg eine Reihe von Ausstellungen und hielt Verbindung zur Kölner Künstler-Union. Er verfasste einen mehrfach aufgelegten Kunstführer über seine Heimatstadt Köln. Immer mehr entwickelte er sich zum Städteführer und begleitete in seinen späteren Jahren kenntnisreich viele Reisen im In- und Ausland. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei den geschichtlichen Spuren des Dominikanerordens und einigen seiner herausragenden Gestalten: Albertus Magnus, Meister Eckhart, Savonarola. Parallel zu den wissenschaftlichen und kulturellen Engagements betraute ihn der Orden mit einer Reihe von Aufgaben: Studienregens, Prior, Herausgeber, Berater. Seit 1984 bildete der Düsseldorfer Konvent sein Lebensumfeld. Die vielfachen Tätigkeiten waren begleitet und getragen von persönlichen Begegnungen und Freundschaften. Zu erwähnen sind die Weggefährten im AV Rheinstein sowie private Kreise in Köln und Bonn.

Der Tod ereilte ihn unvermittelt, kurz vor seinem 79. Geburtstag, unter Umständen von geradezu symbolischem Stellenwert. Er kam von einer Künstlerin und eilte zu einem Vortrag, den er hören wollte. Er brach im Eingangsbereich der Stadtbibliothek zusammen; die Stadtbibliothek indessen befindet sich in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs, den er jede Woche mehrfach sah – auf dem Weg zu Vorträgen, zu Seminaren und Arbeitskreisen, zu Freunden. Mit P. Willehad verlieren wir einen Gelehrten, der es wie wenige vermochte, zwischen kulturellen und religiösen Welten zu vermitteln. Mit ihm ist ein Liebhaber der Kunst, des Theaters und der Literatur von uns gegangen, ein Freund des jüdischen Volkes, ein Dominikaner und Priester, der die Verkündigung aufs engste mit Kultur und Wissenschaft verband.